Bevorzugung eines Kindes gegenüber dem Geschwisterkind
Für die meisten Kinder, die mit Geschwistern aufwachsen, ist es normal sich mit diesen zu vergleichen. Das Gefühl besser sein zu müssen, oder sich im Vergleich minderwertig zu fühlen, bleibt in einigen Fällen sogar bis ins Erwachsenenalter bestehen.
Verstärkt werden kann dieses Verhalten durch die Angst, dass die Eltern das Geschwisterkind ohnehin bevorzugen. Was unter Eltern als Tabuthema gilt, und zumeist vehement abgestritten wird, wird inzwischen von mehreren Psychologen und Studien bestätigt: Ob bewusst, oder unbewusst, die meisten Eltern ziehen eines ihrer Kinder dem Anderen vor.
Dies kann sich zum Beispiel äußern, in dem das eine Kind mehr Liebe und Aufmerksamkeit bekommt, oder mit mehr Nachsicht behandelt wird, wenn es sich falsch verhalten hat.
Mögliche Gründe für bevorzugendes Verhalten
Oftmals geschieht dies keineswegs mit böser Absicht und ist den Eltern auch nicht bewusst. Wenn es ihnen bewusst wird, plagt sie meistens ein schlechtes Gewissen. Dabei sind die Gründe für eine Bevorzugung vielfältig. Auslöser kann zum Beispiel eine Erkrankung des Kindes sein, durch das es ohnehin mehr Aufmerksamkeit braucht, oder auch ein sehr anhänglicher Charakter. Zumeist sind es die jüngsten Kinder, die sogenannten Nesthäkchen, die im Fokus stehen, was auch daran liegen kann, dass diese sich den älteren Geschwistern gegenüber oftmals schlechter durchsetzen können. Dies versuchen viele Eltern unbewusst auszugleichen, in dem sie sich mehr um den Nachzügler kümmern.
Doch auch das Erstgeborene, oder mittlere Kinder können bevorzugt werden, zum Beispiel wenn sie dem Elternteil charakterlich ähnlich sind, gemeinsame Hobbies ausgeübt werden können, die beiden Spaß machen.
Neben den genannten Gründen, gibt es noch viele weitere Möglichkeiten und Erklärungen, wie es zu einer solchen Bevorzugung kommen kann. Dies erklärt auch, weshalb so viele Eltern betroffen sind, so sehr sie auch versuchen mögen, ihre Kinder gleich zu behandeln.
Psychische Auswirkungen auf die Kinder
Obwohl viele Psychologen davon ausgehen, dass kaum ein Elternteil keines der Kinder bevorzugt, wird auf die Gefahren hingewiesen, die mit einer offensichtlichen Bevorzugung eingehen. Das andere Kind, was sich im Vergleich vernachlässigt fühlt, kann sich als Reaktion darauf von den Eltern abwenden und emotional distanzieren, oder versuchen andere Wege zu finden, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Das Gefühl, dass das Geschwisterkind ein Konkurrent ist, belastet zudem auch die Beziehung der Kinder untereinander. Sie können öfter streiten und verbringen meist weniger Zeit miteinander.
Doch auch dem bevorzugten Kind tut man nicht unbedingt einen Gefallen. Diesen Kindern fällt es oft schwerer, im Erwachsenenalter eigenständig zu werden, oder auch mit Enttäuschungen und Abweisungen umzugehen.
Einen Mittelweg finden
Wichtig ist dennoch festzuhalten, dass es kaum ausbleibt, Kinder unterschiedlich zu behandeln. Jedes Alter, jeder Charakter und damit auch jedes Kind erfordert ein anderes Maß an Aufmerksamkeit. Wichtig ist es dennoch eine Lösung zu finden, bei der sich keines der Kinder vernachlässigt fühlt. Dies kann zum Beispiel passieren, wenn diese zum Ausgleich mehr Einzelzeit in Form von Ausflügen und ähnlichem bekommt, oder mehr Zeit mit Großeltern, oder anderen Familienmitgliedern verbringen kann. Sich als Elternteil die Bevorzugung eines Kindes bewusst zu machen, kann bereits helfen, um sich anders zu verhalten und gerecht zu bleiben.